NOT JUST ONE
Ziel
Die Aufgabe bestand darin, für eine Person aus dem künstlerisch-gestalterischen Bereich eine visuelle Identität zu schaffen, die dessen Persönlichkeit widerspiegelt. Meine Wahl fiel auf Mark Rothko.
Herangehensweise
Mark Rothko prägte die abstrakte Farbfeldmalerei maßgeblich. Rothko litt an der Krankheit Bipolarität, in der sich manische und depressive Phasen abwechseln. Diese beiden Extreme lassen sich auch in den Werken Rothkos erkennen. Johann Wolfgang von Goethe verwendete die Beschreibung »Himmelhoch jauchzend, zu(m) Tode betrübt« einst in seinem Trauerspiel »Egmont«. Diese Formulierung trifft Bipolarität wohl wie keine andere.
Im Zuge des Projektes entstand die Idee einer Ausstellung um die Gefühlswelten der Manie, aber auch der Depression einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Bipolare Störung ist eine Krankheit, die nicht nur die Stimmung betrifft, sie wirkt sich auch auf die Fähigkeit zur Lebensbewältigung aus. Bipolarität wird in der Gesellschaft kaum wahrgenommen — die Schwankungen Betroffener werden oft mit Worten wie »wird schon wieder« oder »anderen geht es viel schlechter« abgetan. Menschen mit einer bipolaren Störung wirken für Außenstehende wie eine funktionierende Person, für sie selbst könnten beide Phasen jedoch unterschiedlicher kaum sein. Daraus ergibt sich der Ausstellungstitel »NOT JUST ONE«.
Für die Visualisierung diverser Medien wurde mit einer typografischen Lösung gearbeitet. Dabei stellten die Symptome der jeweiligen Krankheitsphase die Eckpfeiler dar: Dynamik, Leichtigkeit auf der manischen Seite sowie Schwere, Aussichtslosigkeit und Unsicherheit auf der anderen Seite. Interessant am kreativen Prozess ist, dass die ersten Entwürfe digital entstanden. Im Zuge von Experimenten mit Kreisen und Linien ergab sich jedoch ein interessantes Bild. Dynamik und Schwung aber auch Schwere und Enge konnten mithilfe von Acryl und Pinsel sehr gut verdeutlicht werden. Im Laufe des Projektes entstand die Schrift LETS ROTHK mit den Schnitten Manie und Depression. Diese wurde für alle weiteren Medien verwendet. Beworben wurde die Ausstellung mit drei Plakaten. Eines symbolisiert den manischen Zustand mit geschwunger, kaum in Zaum zu haltender Typografie. Beim Plakat der Depression wurde mit eingeengten Lettern mit kaum wahrnehmbaren Punzen und schweren Strichen gearbeitet, die jedoch trotzdem auf wackeligen Beinen stehen. Ein allgemeines Veranstaltungsplakat mit dem Titel der Ausstellung wurde ebenso entworfen.
Der Ausstellungstitel »NOT JUST ONE« stellt den ersten von insgesamt drei erzählerischen Schritten dar. Dem Betrachter wird dieser schon fast provokant erscheinende Ausruf entgegengeworfen. Bei Betreten der Ausstellung erhält der Besucher einen Ausstellungsplan, der ihn mit der Frage »REALLY ONE?« konfrontiert und in die Ausstellung entlässt. Für eine Postkarte, die der Besucher am Ende erhält, wurden während beider Phasen Fotos aufgenommen, die gegenübergestellt werden. Sie trägt die Überschrift »NOT ONE!« und enthält Informationen der deutschen Gesellschaft für Bipolare Störung. Die Inhalte der Ausstellung wurden im weiteren Projektverlauf definiert. Es entstand ein Raum- und Soundkonzept. Ein spezieller Dank hierfür gilt dem Nürnberger DJ und Producer Mario Heimbach (VOID) der für den depressiven Zustand einen deep-düsteren basslastigen Soundtrack produzierte.
Betreuer*innen
Prof. Dr. Markus Rathgeb, André Apel, Sonja Frick
Entstanden ist das Projekt im zweiten Semester an der DHBW Ravensburg.